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Bahnbrechend

In Norwegen erprobt das Bergbauunternehmen Brønnøy Kalk derzeit selbstfahrende Lkw des Typs Volvo FH, die Kalkstein auf einer fünf Kilometer langen Strecke transportieren. Dabei handelt es sich um die erste Selbstfahrlösung von Volvo Trucks unter wirklichkeitsnahen Bedingungen. Ziel ist es, die Produktivität und Sicherheit des Abbaubetriebs deutlich zu verbessern.
Die erste Selbstfahrlösung von Volvo Trucks im Echtzeitbetrieb.
Selbstfahrender Volvo FH im Kalksteinbruch von Brønnøy.

„Technik, die uns Arbeit abnimmt, eröffnet uns Freiräume. Zum Beispiel arbeiten die Maschinen auch dann, wenn unsereins schlafen will“, beurteilt Raymond Langfjord, Geschäftsführer von Brønnøy Kalk, die Aussichten der Einführung von Automationstechnologie für den riesigen Steinbruch an der entlegenen Küste Westnorwegens. Die dramatische Landschaft bildet die Kulisse eines harten Arbeitsalltags: Stunde um Stunde sind die Lkw auf den Lehmpisten unterwegs, die den Kalksteinbruch mit dem Steinbrecher in Velfjord verbinden.

Letztes Jahr unterzeichneten Brønnøy Kalk und Volvo Trucks eine wegweisende Vereinbarung. Seither werden selbstfahrende Lkw des Typs Volvo FH erprobt, die den abgebauten Kalkstein vom Steinbruch durch Tunnel bis zum Steinbrecher im benachbarten Hafen befördern, wo das Material auf große Schiffe verladen wird. Laut Planung sollen die selbstfahrenden Lkw im Herbst vollständig einsatzbereit sein. Anstatt die autonomen Fahrzeuge zu kaufen, erwirbt Brønnøy Kalk eine maßgeschneiderte Komplettlösung von Volvo Trucks, nämlich den automatischen Transport des Kalksteins zwischen den beiden Umschlagpunkten. Gesteuert werden die selbstfahrenden Lkw vom Fahrer des Radladers, der dabei auf ein Standortmanagementsystem zurückgreift.

Laut Raymond Langfjord hat sich der Betreiber des Bergwerks vor allem deshalb für eine Automationslösung entschieden, weil sich damit Herausforderungen in Sachen Produktivität, Flexibilität und Sicherheit in Angriff nehmen lassen. „Uns geht es um die nächsten hundert Jahre. Während Produktion und Instandhaltung bei uns im Zweischichtbetrieb laufen und die Arbeit noch von Hand verrichtet wird, werden die Schiffe, mit denen der Kalkstein exportiert wird, rund um die Uhr beladen. Die Möglichkeit, den Kalkstein automatisch und rund um die Uhr zu transportieren, könnte unsere Betriebsabläufe erheblich verbessern.“

Raymond Langfjord kam im März 2006 zu Brønnøy Kalk und hat sich stetig nach oben gearbeitet. Zunächst war er Maschinenbediener. Als Hilfskraft bei den Sprengungen musste er zum Beispiel Bohrlöcher verfüllen, bevor die Sprengsätze gezündet wurden. Mit der Zeit kamen weitere Aufgaben hinzu, sodass Langfjord zunächst Vorarbeiter und dann Produktionsleiter wurde. Seit Januar 2017 ist er als Geschäftsführer tätig. „Ich habe Erfahrung auf allen Ebenen und bin bestens mit den verschiedenen Abläufen vertraut. Das hilft mir, die langfristigen Herausforderungen zu erkennen, vor denen wir stehen.“

Zu den Hauptproblemen von Brønnøy Kalk zählt die Tatsache, dass der Abbaubetrieb in einem Hochlohnland steht, während sich das Unternehmen auf dem Weltmarkt behaupten muss. Folglich ist die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit bei Brønnøy Kalk ein Dauerthema, weshalb 2015 intern diskutiert wurde, wie das Unternehmen seine Arbeitsmethoden optimieren könnte. Nach der Gründung einer Projektgruppe wurden mehrere Marktteilnehmer kontaktiert, darunter auch Volvo Trucks. Auch mit Volvo Construction Equipment fand nach und nach ein reger Ideenaustausch bezüglich realisierbarer Selbstfahrlösungen statt. Der intensive Dialog zwischen den beteiligten Akteuren hat dazu beigetragen, dass der Standort optimistisch in die Zukunft blickt.

Wir hatten von Anfang an ein gutes Verhältnis. Volvo Trucks ging es nicht gleich ums Geld.

„Natürlich haben wir noch nicht auf alles eine Antwort. Was zählt, ist die Überzeugung, dass wir die Herausforderungen gemeinsam bewältigen können. Wir hatten von Anfang an ein gutes Verhältnis. Volvo Trucks ging es nicht gleich ums Geld. Es ging auch nicht um Kosten, Profite oder Aufträge, sondern darum, welche Lösung für Brønnøy Kalk funktionieren könnte. Es gab keine Hintergedanken, sodass wir uns ganz der Technologie widmen und kreativ sein konnten.“

Raymond Langfjord geht davon aus, dass eine Selbstfahrlösung auch der Sicherheit zugute kommen wird. Die meisten Transporte des Abbaubetriebs führen durch Tunnel, und im August 2018 geriet ein Lkw beim Abladen am Steinbrecher in Brand. Zum Glück ereignete sich der Vorfall in Freien, und es kam niemand zu Schaden. In einem Tunnel hingegen hätte ein solcher Zwischenfall aufgrund der enormen Hitze verheerende Folgen. Hinzu kommen weitere Herausforderungen, die es zu überwinden gilt, damit die selbstfahrenden Lkw perfekt funktionieren. Damit Anpassungen zeitnah durchgeführt werden können, wird die Lösung seit geraumer Zeit vom Volvo Trucks Automationsteam in Göteborg erprobt. Parallel dazu wurde das System immer wieder in der Praxis getestet. 

Raymond Langfjord blickt optimistisch in die Zukunft von Brønnøy Kalk und ist fest vom Automationspotenzial überzeugt. „Als Nächstes sollten wir uns vollelektrischen Lösungen zuwenden. Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, wie die Zukunft aussehen wird. Uns ist klar, dass es bei einer Technologie, die so neu ist, auch die ein oder andere Störung geben wird. Aber Volvo Trucks war von Anfang an ehrlich zu uns. Wenn es ein Problem gab, wurde es gelöst. Das lässt uns darauf vertrauen, dass das Ganze funktionieren wird. Unsere Werte und unser Ansehen passen perfekt zusammen.“

Brønnøy Kalk AS

Geschichte: Brønnøy Kalk AS wurde 1997 gegründet. Das Unternehmen gehört der Norsk Mineral AS, einer Privatgesellschaft in Familienbesitz, die seit 1948 in der Mineralindustrie tätig ist. 

Dienstleistungen: Das Unternehmen ist auf die Gewinnung von Kalkstein spezialisiert, der unter anderem zur Herstellung von Pigmenten für die internationale Papierindustrie verwendet wird. 

Gegründet: 1997.

Eigentümer: Norsk Mineral AS. 

Anzahl Mitarbeiter: 50. 

Fracht: Kalkstein. 

Anzahl der selbstfahrenden Volvo Trucks: 6.

Anzahl der Radlader: 4.