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Fahrermangel direkt bekämpfen

Der Mangel an Fahrern beunruhigt derzeit die Speditionsbranche. In Australien, wo die Sorgen besonders groß sind, haben Peter Voorhoeve, Präsident und CEO der Volvo Group Australia, und seine Kollegen beschlossen, das Problem ohne Umschweife in Angriff zu nehmen.
Peter Voorhoeve.
Wir wollen Fahrer erreichen und motivieren, die in der Branche arbeiten möchten“, sagt Peter Voorhoeve.

Wann hat Volvo Group Australia das Problem des Fahrermangels erkannt?
„Das Problem zeichnet sich schon seit einigen Jahren ab. Vor zwei Jahren sprach ich beim Dinner des Präsidenten der Transportvereinigung von Victoria darüber, dass man sich mehr um die Fahrer kümmern muss und wie sehr der neue FH auf den Fahrer ausgerichtet ist, wofür es spontanen Applaus gab. Die Anwesenden, die sich allesamt Unterstützung bei der Anwerbung neuer Fahrer wünschten, waren von dieser Aussage – noch dazu aus dem Mund eines Lkw-Herstellers – angenehm überrascht. Das war der Punkt, an dem uns die ganze Dringlichkeit des Problems klar wurde.“

Wie haben Sie reagiert?
„Zunächst haben wir Kunden befragt. Dabei stellte sich heraus, dass der Altersdurchschnitt bei den Berufskraftfahrern relativ hoch ist, dass es nur sehr wenig Nachwuchs gibt und dass es an Vielfalt mangelt. Daraufhin haben wir eine größere Umfrage durchgeführt, an der fast 600 Unternehmen und 35.000 Lkw-Fahrer teilgenommen haben. Wir betrachten unsere Kunden vor allem als Geschäftspartner, weshalb alles, was wir zur Lösung des Problems beitragen können, letztlich den Kunden zugute kommt. Als führender Anbieter von Lkw für den australischen Markt möchten wir der Branche und der Gesellschaft in ihrer Gesamtheit etwas zurückgeben.“

Was hält junge Menschen Ihrer Meinung nach davon ab, die Berufslaufbahn des Lkw-Fahrers einzuschlagen?
„Dieser Beruf gilt nicht gerade als besonders ‘cool’. In der öffentlichen Wahrnehmung haben Lkw-Fahrer und das Transportgewerbe in seiner Gesamtheit nach wie vor einen schlechten Stand. Problematisch ist auch, dass es weder eine strukturierte Ausbildung noch einen landesweit anerkannten Berufsabschluss gibt. Dabei müssen Lkw-Fahrer heutzutage sehr professionell sein. Sie sind Botschafter ihres Unternehmens, und genau diese Bild möchten wir nach außen vermitteln. Bei der Verbreitung dieser Botschaft hat uns die Fachpresse hier in Australien sehr unterstützt, aber als führender Hersteller möchten wir unsere Position dazu nutzen, die Botschaft noch weiter zu verbreiten.“

Welche Maßnahmen werden konkret ergriffen?
„2017 wird Volvo Group Australia eine Driver Academy ins Leben rufen, in der sich Personen mit Lkw-Führerschein zu Berufskraftfahrern ausbilden lassen können. Wir wollen Fahrer erreichen und motivieren, die in der Branche arbeiten möchten. Diese Bescheinigung wird branchenweit anerkannt sein und Fahrern dabei helfen, eine Stelle zu finden. Mit Hilfe unseres engmaschigen Händlernetzes werden wir alle wichtigen Standorte in ganz Australien erreichen.“

Ein anhaltendes Problem ist auch der Mangel an weiblichen Fahrern. Was unternehmen Sie, damit sich mehr Frauen ans Steuer setzen?
„Besonders stolz sind wir auf unsere Partnerschaft mit den Pilbara Heavy Haulage Girls. Dabei handelt es sich um eine Fahrschule, die Frauen als Sprungbrett in die Branche dient. Mit dieser Einrichtung arbeiten wir eng zusammen und sponsern auch zwei der dort verwendeten Trucks. Es gibt viele Frauen, die Lkw fahren möchten und auch einen Lkw-Führerschein haben, denen es aber an Erfahrung mangelt. Diese Initiative hat schon einiges bewirkt.“

Der Fahrermangel in Australien in Zahlen

  • 75 Prozent der Inlandsfracht werden auf der Straße transportiert. Bis 2030 wird sich das Frachtaufkommen auf der Straße voraussichtlich verdoppeln.
  • 46 Prozent der Transportunternehmen leiden bereits jetzt an einem Mangel an Berufskraftfahrern.
  • 88 Prozent aller Befragten finden, dass Lkw-Fahrern in Australien ein schlechtes Image anhaftet.
  • Durchschnittsalter von Lkw-Fahrern in Australien: 47 Jahre.
  • Nur 15 Prozent der Fahrer sind jünger als 30.
  • In den von Volvo Group Australia befragten Unternehmen liegt der Anteil weiblicher Fahrer bei nur drei Prozent.

Die Zahlen stammen aus dem im Mai 2016 von Volvo Group Australia veröffentlichen Bericht zum Thema Berufskraftfahrermangel.