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Der D12-Motor: ein Paradigmenwechsel

Als 1993 der D12-Motor auf den Markt kam, war das wirklich eine Revolution. Nicht wenige meinten, Volvo sei der Zeit zehn Jahre voraus. Volvo Ingenieur Göran Nyholm, der mittlerweile im Ruhestand ist, erzählt uns die ganze Geschichte.
Göran Nyblom vor dem D12-Motor
Göran Nyholm hat an der Entwicklung des D12-Motor mitgewirkt.

An die Pressepräsentation des Volvo FH kann er sich noch gut erinnern: Im September 1993 hatten sich Motorjournalisten aus aller Herren Länder versammelt, um der Enthüllung der nächsten Lkw-Generation beizuwohnen. Eine Sache habe es den anwesenden Journalisten besonders angetan, sagt Göran Nyholm, der zusammen mit der F&E-Abteilung in Göteborg und dem Produktionsstandort Skövde maßgeblich an der Entwicklung des Motors beteiligt war.

„Die Journalisten waren vom D12-Motor begeistert. Einige meinten, wir seien allen anderen Herstellern in Europa zehn Jahre voraus. Zunächst einmal war es uns gelungen, Abgasvorschriften vorwegzunehmen, die damals noch gar nicht existierten. Außerdem hatten wir den Zylinderkopf deutlich verbessert und das Fahrzeug mit einer elektronischen Lenkung und der von uns entwickelten VEB-Motorbremse ausgestattet“, erzählt er.

In Europa betrat man damit Neuland, während man in den USA bereits diesbezügliche Erfahrungen gesammelt hatte. Als Ende der 80er-Jahre die neuen Merkmale für das Projekt D12 geplant wurden, habe der Mangel an Erfahrung auf europäischem Boden gewisse Herausforderung mit sich gebracht, verrät Göran Nyholm.

„Schwierigkeiten bereitete vor allem das Gießen des nunmehr längeren Zylinderkopfs. Dazu muss man wissen, dass der eigentliche Zylinder ziemlich verwinkelt war. Wir haben es immer wieder versucht, es aber einfach nicht richtig hingekriegt.“

Doch Aufgeben kam nicht in Frage. Stattdessen packte das Team seine Koffer und flog in die USA, um den Volvo Partner Cummins zu besuchen. Dort wurden sowohl elektronische Lenkungen als auch die neuartigen Zylinderköpfe hergestellt.

„Wie sich zeigte, war die Herstellung möglich. Den entscheidenden Impuls lieferte die Zusammenarbeit mit den Amerikanern bei Cummins“, sagt Göran.

Der neue und längere Zylinderkopf war besser, denn er sorgte für optimalen Gaswechsel und perfekte Verbrennung. Zusammen mit der elektrischen Lenkung waren diese Eigenschaften mitverantwortlich für den sofortigen Erfolg des Volvo FH.

„Das Werk hat viele neue Mitarbeiter eingestellt, darunter vermehrt Leute mit IT-Kenntnissen, was an der Kompliziertheit der neuen Technik lag.“ 

Das Projekt war sozusagen mein – und unser – Baby. Ich bin sehr froh, dass das Modell und der Motor ein solcher Erfolg geworden sind. Für die Fahrzeugbranche war es ein Paradigmenwechsel.

Ursprünglich war der D12 eigens für den Volvo FH konzipiert. Ende der 90er-Jahre
kam der Motor auch in anderen Produktbereichen von Volvo zum Einsatz, zum Beispiel bei Volvo Penta. Zudem wurde der D12 im Lauf der Jahrzehnte mehrfach modifiziert, meist im Zuge neuer Abgasvorschriften. 

„Stimmt, heute besitzt der Motor viele Zusatzfunktionen, damit er die Vorgaben einhält. Außerdem darf man nicht vergessen, dass je nach Land unterschiedliche Vorschriften gelten. Darauf muss man sich einstellen.“

Vor neun Jahren ging Volvo Ingenieur Göran Nyholm in den Ruhestand. Mit ihm über die Anfänge des Projekts Volvo FH zu sprechen, ist extrem aufschlussreich. 

„Das Projekt war sozusagen mein – und unser – Baby. Ich bin sehr froh, dass das Modell und der Motor ein solcher Erfolg geworden sind. Für die Fahrzeugbranche war es ein Paradigmenwechsel“, lautet sein Fazit. 

Nun geht die Reise ohne Göran Nyholm weiter. Heute werden jährlich 100.000 Motoren am Standort Skövde produziert. Etwa 90 % davon sind D13-Motoren. Was Anfang der 90er-Jahre begann, wird noch jahrzehntelang fortgeführt werden.