Volvo Trucks

Deutschland

Anna Wrige Berling
2022-05-18
4.5 min
Sicherheit
Author
Anna Wrige Berling
Traffic and Product Safety Director at Volvo Trucks

Was Sie über die aktualisierten EU-Sicherheitsvorschriften für Lkw wissen müssen

Ab Juli 2024* müssen alle neuen Lkw, die in der EU verkauft werden, den aktualisierten allgemeinen Sicherheitsvorschriften (GSR) entsprechen. Die Vorschriften schreiben eine Reihe von erweiterten Sicherheitsmerkmalen vor. Wie lauten diese Vorschriften und wie werden sie sich auf Ihr Transportgeschäft auswirken?

 

Im Jahr 2019 wurden die GSR aufgrund neuer Innovationen bei der Automobilsicherheit aktualisiert, die dazu beitragen können, das Risiko von Unfällen durch menschliches Versagen zu senken. Die Aktualisierung bedeutet, dass eine Reihe von aktiven Sicherheitssystemen, die den Fahrer unterstützen, ab Juli 2024 in neuen Lkw obligatorisch sein werden.

 

Ziel ist es, der EU zu helfen, die „Vision Zero“ zu erreichen – ein langfristiges Ziel, bis 2050 keinerlei tödliche Unfälle und Unfälle mit Schwerverletzten auf europäischen Straßen zu haben.

 

Die aktiven Sicherheitsfunktionen zielen vor allem darauf ab, den Fahrer aufmerksam und wachsam zu halten. Einige von ihnen sind bereits heute in vielen Lkw in irgendeiner Form vorhanden.

 

Wie lauten die allgemeinen Sicherheitsvorschriften für schwere Lkw?

Insgesamt sind 11 aktive Sicherheitsmerkmale vorgeschrieben. Acht von ihnen werden ab Juli 2024 für neue Lkw verbindlich vorgeschrieben sein. Die übrigen drei werden 2026 und 2029 folgen. Zu den Merkmalen gehören:


1. Notstoppsignal: Ein blinkendes Bremslicht (oder ähnliches), das anderen Verkehrsteilnehmern hinter dem Lkw signalisiert, dass der Lkw schnell verlangsamt oder stark bremst. 

2. Rückfahrinformationen: Technologie, wie z. B. Kameras oder Sensoren, die dem Fahrer einen Überblick über Objekte und Personen hinter dem Lkw verschaffen.

3. System zur Reifendrucküberwachung: Ein System, das den Reifendruck überwacht und dem Fahrer den Druckverlust in Echtzeit meldet.

4. Intelligente Geschwindigkeitsunterstützung: Ein System, das die Geschwindigkeit aktiv überwacht und den Fahrer warnt, wenn er/sie die Geschwindigkeitsbegrenzung überschreitet, um ihn/sie zu veranlassen, langsamer zu fahren.

5. Informationssystem für tote Winkel: Ein System, das den Fahrer vor Radfahrern warnt, die neben ihm fahren oder vor ihm kreuzen.

6. Informationssystem beim Anfahren: Ein System, das den Fahrer vor schwächeren Verkehrsteilnehmern vor dem Fahrzeug warnt, bevor er losfährt oder wenn er langsam fährt.

7. Erleichterung des Einbaus von Alkohol-Interlocks: Die Regeländerung erfordert eine standardisierte Schnittstelle für Alkoholkontrollgeräte in Fahrzeugen.

8. Müdigkeits- und Aufmerksamkeitserkennung: Sicherheitssysteme zur Bewertung der Aufmerksamkeit des Fahrers, die beispielsweise überwachen, wie lange jemand schon gefahren ist, und den Fahrer warnen, bei Bedarf eine Pause einzulegen.

9. Ablenkungserkennung und -prävention: Ein Sicherheitswarnsystem, das in der Lage ist, den Grad der Aufmerksamkeit eines Fahrers in einer bestimmten Situation zu erkennen und den Fahrer im Bedarfsfall zu warnen. Die Einführung soll in einer späteren Phase im Jahr 2026 erfolgen.

10. Verbesserte direkte Sicht vom Fahrerplatz aus: Spezifische Anforderungen zur Verbesserung der „direkten Sicht“ (was der Fahrer direkt durch die Fenster seines Fahrzeugs sehen kann) und zur Beseitigung der toten Winkel. Die neuen Normen sollen es Fahrern ermöglichen, Radfahrer und Fußgänger schneller und leichter zu erkennen. Die Einführung soll in einer späteren Phase im Jahr 2029 erfolgen.

11. Ereignisdatenschreiber (für Unfälle): Ein „Black Box“-Unfalldatenschreiber. Die Einführung soll in einer späteren Phase im Jahr 2029 erfolgen.

 

Warum sind die allgemeinen GRS-Sicherheitsvorschriften wichtig?

Sie werden Leben retten. Die EU schätzt, dass die neuen Vorschriften bis 2038 mindestens 25.000 Verkehrstote verhindern werden.


Ein Hauptziel ist die Verringerung der Zahl der Unfälle zwischen Lkw und ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Drei der vorgeschlagenen Merkmale für Lkw – das Abbiege- und das Tote-Winkel-Informationssystem sowie die neue Norm für direkte Sicht – zielen außerdem darauf ab, die Fahrer zu schützen.


Die Normen für die direkte Sicht (siehe Punkt 10), die ab 2025 schrittweise eingeführt werden, enthalten spezifische Anforderungen zur Verbesserung der Sicht des Fahrers aus dem Fahrerhaus. Bessere direkte Sicht aus dem Fahrerhaus verringert nachweislich die Unfallrate und steigern die Reaktionszeit des Fahrers. Die neue Direktsichtnorm orientiert sich direkt an einem ähnlichen System aus London, bei dem Lkw auf der Grundlage der direkten Sicht aus dem Fahrerhaus bewertet werden. Es dürfen nur Lkw in die Stadt einfahren, die eine bestimmte Norm erfüllen.

 

Der Fahrer und die Lkw-Sicherheit in der Zukunft

Die GSR ist Teil umfassender Bemühungen, den Verkehr sicherer zu machen, einschließlich einer besseren Risikoabbildung und aktualisierter Vorschriften für die Straßeninfrastruktur, insbesondere für die schwächsten Verkehrsteilnehmer – Fußgänger und Radfahrer – in unseren wachsenden Städten.

 

Ähnliche Sicherheitsvorschriften dürften in den kommenden Jahren auch in anderen Ländern eingeführt werden. Außerhalb der EU sind Norwegen, die Schweiz, die Türkei, das Vereinigte Königreich und Israel bereits dabei, die neuen GSR zu übernehmen.

 

„Wir können davon ausgehen, dass wir in Zukunft mehr aktive Sicherheitstechnologie zur Unterstützung der Lkw-Fahrer und eine sicherere Straßeninfrastruktur in den Städten sehen werden. In Zukunft werden Lkw intelligenter und aktiver agieren, wenn es um die Sicherheit geht, mit mehr Funktionen, die eingreifen, anstatt nur zu informieren. Es wird jedoch nach wie vor notwendig sein, dies mit einem gut ausgebildeten Fahrer auszugleichen. Auch wenn aktive Sicherheitssysteme, die den Fahrer unterstützen und die Folgen menschlicher Fehler mindern, unerlässlich sind, ist der Fahrer nach wie vor das wichtigste Sicherheitssystem im Lkw“, sagt Anna Wrige Berling, Traffic & Product Safety Director, Volvo Trucks.
 

*Für neue Lkw-Typen ab Juli 2022 und für neue Lkw-Zulassungen ab Juli 2024.

Hier finden Sie weitere Informationen über die aktualisierten allgemeinen Sicherheitsvorschriften der EU