Giftige Steigungen mit einem vollbeladenen Lkw zu nehmen, über Eis und holprige Asphaltstraßen zu fahren, auf denen der Bodenfrost gerade zu tauen beginnt – das sind für Lars Lindgren alltägliche Fahrbedingungen. Jede Woche erledigt er Stückguttransporte zwischen der Stadt Luleå in Nordschweden und verschiedenen Zielen in Norwegen. Lars Lindgren war einer der ersten Fahrer, die I-Shift mit Doppelkupplung vor dessen Markteinführung 2014 erprobten. „Als ich zum ersten Mal einen Lkw mit dem Doppelkupplungsgetriebe fuhr, war ich enorm beeindruckt. Man merkt beim Fahren überhaupt nicht, wenn der Lkw den Gang wechselt“, berichtet er und schaut hinaus in die norwegische Landschaft.
I-Shift mit Doppelkupplung lässt sich im Grunde als zwei parallel arbeitende Getriebe beschreiben, von denen jedes eine eigene Kupplung besitzt. „Einfach ausgedrückt könnte man sagen, dass ein Getriebe für die geraden Gänge und das andere für die ungeraden Gänge zuständig ist. Wenn in einem Getriebe ein Gang aktiv ist, wird im anderen Getriebe bereits der nächste Gang vorbereitet. Wenn der Lkw den Gang wechselt, verliert er während des Gangwechsels nicht an Geschwindigkeit“, erläutert Astrid Drewsen, Volvo Trucks. Da kein Leistungsverlust auftritt, ist das Fahren in Umgebungen, die häufige Gangwechsel erfordern, sowohl effizienter als auch praktischer. „Bei giftigen Steigungen, auf kurvigen Straßen und auf Straßen, auf denen man leicht steckenbleiben kann, ist das für den Fernverkehr entwickelte I-Shift mit Doppelkupplung einfach fantastisch. Wenn man zum Beispiel mitten im Wald seinen vollbeladenen Lkw einmal in Gang gesetzt hat, will man nicht riskieren, steckenzubleiben, während der Lkw den Gang wechselt. Bei I-Shift mit Doppelkupplung fährt der Lkw einfach los, und die Gangwechsel erfolgen nahtlos“, fügt Astrid Drewsen hinzu. I-Shift mit Doppelkupplung schaltet nach Bedarf, ohne dass es zu einem Leistungsverlust kommt.
Bei giftigen Steigungen, auf kurvigen Straßen und auf Straßen, auf denen man leicht steckenbleiben kann, ist dieses neue Getriebe einfach fantastisch.
Exzellente Fahreigenschaften und ausgezeichneter Fahrerkomfort
Wenn es sinnvoller ist, beim Fahren ein paar Gänge zu überspringen, schaltet das Getriebe so wie ein herkömmliches I-Shift-Getriebe. I-Shift mit Doppelkupplung kann in jedem Gang ohne Zugkraftunterbrechung schalten (einzige Ausnahme: Range-Schaltvorgänge zwischen 6. und 7. Gang). Dies kommt nicht nur den Fahreigenschaften, sondern auch dem Fahrkomfort zugute. Die Fahrerhausumgebung wird als leiser empfunden, und durch das ruhigere Dahingleiten ermüdet der Fahrer weniger. „Die durch das unmerkliche Schalten ermöglichte ruhige Fahrweise ist auch für das Fahrzeug und die Ladung von Vorteil. Ungleichmäßiges Fahren beansprucht nicht nur Fahrer und Antriebsstrang, sondern das gesamte Fahrzeug ist hohem Verschleiß ausgesetzt. Wenn man Tiere transportiert oder ein Tankfahrzeug mit flüssiger Fracht fährt, ist es umso besser, je weniger sich die Ladung bewegt“, erklärt Astrid Drewsen.
Erste Tests in den 1990er-Jahren
Die Technologie, die in einem Doppelkupplungsgetriebe zum Einsatz kommt, ist nicht neu. Insbesondere in Sportwagen wird sie schon seit einiger Zeit genutzt. Volvo Trucks begann sogar schon vor mehr als 25 Jahren, über ein Getriebe mit Doppelkupplung nachzudenken. „In den 1990er-Jahren testeten wir ein Getriebe mit Doppelkupplung, aber es war lediglich ein Prototyp mit einem ganzen Bündel von Erweiterungen, die niemals in der Praxis funktioniert hätten oder für eine Serienproduktion in Frage gekommen wären“, erklärt Björn Lyngsö, Volvo Trucks. Das größte Problem beim Anpassen der Doppelkupplungstechnologie an Lkw besteht darin, dass diese Fahrzeuge unter vielfältigen Bedingungen und in unterschiedlichen Umgebungen unterwegs sind – von kleinen, gewundenen Waldwegen bis hin zur Autobahn. Das Getriebe muss bei Leerfahrten ebenso gut funktionieren wie bei voller Beladung. Es muss extremer Hitze und Kälte standhalten und Tausende von Kilometern zurücklegen können, ohne Probleme zu verursachen. Deshalb bestand ein Großteil der Arbeit an der Doppelkupplungsvariante von I-Shift darin, die Hard- und Software so lange zu testen und zu optimieren, bis die Ingenieure sich wirklich sicher waren, dass das Getriebe in jeder Situation und unter allen Bedingungen funktionieren würde – 365 Tage im Jahr.
2007: Volvo I-Shift mit Doppelkupplung kommt auf den Markt
2007 unternahm Volvo Trucks die ersten Schritte in Richtung I-Shift mit Doppelkupplung. Die Tatsache, dass I-Shift seit 2002 Marktführer für automatisierte Getriebe für schwere Lkw war, trug maßgeblich zur Entwicklung von I-Shift mit Doppelkupplung bei. „Den Entwicklungsteams hinter der Hard- und Software von I-Shift mit Doppelkupplung gehören die gleichen Experten an, die schon an der Entwicklung von I-Shift mitgewirkt hatten. Ohne das Wissen und die Erfahrung aus der Entwicklung von I-Shift hätten wir die Doppelkupplungsvariante niemals entwickeln können“, erläutert Björn Lyngsö. Von außen betrachtet sieht I-Shift mit Doppelkupplung wie ein normales I-Shift-Getriebe aus. Der einzige Unterschied besteht darin, dass der vordere Teil des Getriebes um zwölf Zentimeter länger ist. Der hintere Teil des Getriebes ist fast identisch mit dem von I-Shift, und die Nebenantriebe sind gleich. Im Inneren unterscheiden sich rund 100 der über 300 Bauteile von I-Shift mit Doppelkupplung von der herkömmlichen Variante.
Mit I-Shift mit Doppelkupplung hält der Lkw eine gleichmäßige Geschwindigkeit und die Reifen besitzen stets eine gute Fahrbahnhaftung. Auch auf winterlichen Straßen fühlt man sich sicher in dem Wissen, dass die Reifen die Haftung nicht verlieren.
Das Innenleben von I-Shift mit Doppelkupplung lässt sich mit einem raffinierten Puzzle vergleichen, bei dem jeder einzelne Millimeter ausgenutzt und jedes Bauteil optimiert wurde, um so wenig Raum einzunehmen wie möglich. „Es ist fantastisch, dass es uns gelungen ist, all die Funktionen auf einem Raum von nur zwölf Zentimetern unterzubringen. Dazu bedurfte es einer gehörigen Portion Ideenreichtums“, berichtet Björn Lyngsö. Im Norden Norwegens sitzt Testfahrer Lars Lindgren ruhig und sicher hinter dem Lenkrad, als sein Lkw, ein Volvo FH mit einer Motorleistung von 540 PS, sich gerade anschickt, eine der steilsten Steigungen in der Gegend hinaufzuklettern. Manche Anstiege hier haben 10 Prozent Steigung – eine echte Herausforderung für einen voll beladenen 48-Tonner.
„Mit I-Shift mit Doppelkupplung hält der Lkw eine gleichmäßige Geschwindigkeit und die Reifen besitzen stets eine gute Fahrbahnhaftung. Auch auf winterlichen Straßen fühlt man sich sicher in dem Wissen, dass die Reifen die Haftung nicht verlieren“, verrät er. Mit I-Shift mit Doppelkupplung, so Lars Lindgren, verhält sich der Lkw sowohl auf Landstraßen als auch im Stadtverkehr viel ruhiger. „Ich fahre seit 1979 Lkw und habe Probleme mit meiner Schulter und dem Nacken. Seitdem ich mit I-Shift-Getriebe mit Doppelkupplung fahre, sind diese Probleme wie weggeblasen. Das ist fantastisch“, sagt er. Da bei Gangwechseln keine Leistung verlorengeht, hält der Lkw auch auf Straßen mit anspruchsvollen Fahrbedingungen eine konstantere und höhere Geschwindigkeit. I-Shift mit Doppelkupplung verbessert auch das Fahren im Gefälle, da beim Schalten die Motorbremsleistung nicht verringert wird. „Ich kann während einer viereinhalbstündigen Schicht 10 Minuten einsparen. Das ist eine Menge Zeit, wenn man es über eine ganze Arbeitswoche zusammenrechnet.“
I-Shift mit Doppelkupplung – Funktionsweise
Der ruckfreie Gangwechsel von I-Shift mit Doppelkupplung wird durch die zwei Kupplungen und Antriebswellen des Getriebes ermöglicht. In dieser Episode unserer Miniserie „Eine Minute zum Thema...“, die jeden Lkw-Fan interessieren dürfte, erfahren Sie mehr über das I-Shift-Doppelkupplungsgetriebe.