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Was ist MCS-Laden und was bedeutet es für den elektrischen Lkw-Verkehr?

Henrik Engdahl
2025-06-06
Technologie und Innovation Elektromobilität
Author
Henrik Engdahl
Customer Charging Manager

Megawatt Charging Systems (MCS) sind da – die ersten Stationen eröffnen nun in Europa. Für Elektro-Lkw bedeutet das deutlich kürzere Ladezeiten und neue Möglichkeiten zur Elektrifizierung des Transports.

 

Was ist MCS?

Das Megawatt Charging System (MCS) ist eine neue Hochleistungs-Ladelösung mit der Fähigkeit, deutlich höhere Ladegeschwindigkeiten als herkömmliche Combined Charging Systems (CCS) zu liefern. Es wurde speziell für schwere batterieelektrische Nutzfahrzeuge wie Lkw und Busse entwickelt.

 

Während CCS-Lösungen typischerweise zwischen 50 und 400 kW Gleichstromleistung bereitstellen, haben MCS-Lösungen künftig das Potenzial, mehr als ein Megawatt zu erreichen. Um den höheren Strom sicher handhaben zu können, benötigen MCS-Lösungen einen eigenen speziellen Stecker, der sich vom CCS unterscheidet. Allerdings sind die neuesten Elektro-Lkw-Modelle inzwischen mit beiden Anschlüssen ausgestattet und somit mit beiden Systemen kompatibel.

 

Was bedeutet das für die Zukunft der Elektro-Lkw?

MCS-Ladegeräte werden Elektro-Lkw zu einer praktischeren und realistischeren Option für Betreiber machen, die längere tägliche Fahrstrecken abdecken. Bislang nutzen viele Besitzer von Elektro-Lkw die gesetzlich vorgeschriebene 45-minütige Fahrerpause für sogenanntes Opportunity Charging. Mit einem MCS-Ladepunkt wird geschätzt, dass das Laden eines Lkw-Batteriepakets von 20 % auf 80 % etwa 40 Minuten dauert.

Das bedeutet: Ein Elektro-Lkw kann während der 45-minütigen Fahrerpause genug Energie nachladen, um anschließend weitere 4,5 Stunden Fahrt zu absolvieren – genau die maximale Fahrzeit, die laut EU-Recht erlaubt ist. Wenn sich Laden und Ruhepause kombinieren lassen, ist das Fahrzeug somit nicht mehr der begrenzende Faktor für den Langstreckenbetrieb.

 

Wo gibt es MCS-Ladepunkte?

Die Einführung öffentlich zugänglicher MCS-Ladepunkte hat gerade erst begonnen. Im Februar eröffnete Milence die ersten öffentlichen MCS-Ladepunkte an seiner Ladestation im Hafen Antwerpen-Brügge, mit einer Ladeleistung von bis zu 1440 kW.

 

Zudem planen mehrere Ladeanbieter, in den kommenden Jahren MCS-Ladepunkte einzuführen. So will Iberdrola seinen ersten MCS-Ladepunkt in Murcia, Spanien mit über 1000 kW installieren. In Großbritannien plant BP Pulse, seine ersten MCS-Ladepunkte bis 2026 an der neuen Ashford International Truckstop-Station in Betrieb zu nehmen.

 

Im Rahmen des MILES-Projekts (Mobility Infrastructure for Logistics – Electric & Sustainable) hat Milence außerdem bis zu 111 Millionen Euro aus dem EU-Programm Alternative Fuels Infrastructure Facility (AFIF) gesichert, um weitere 284 MCS-Ladepunkte an 71 Standorten zu finanzieren. Die Fertigstellung ist bis Ende 2027 geplant.

 

Beim Rollout von MCS-Ladepunkten dürfte der Prozess schneller und einfacher sein als beim CCS, da das bestehende Netz an Ladestationen genutzt werden kann. Zwar bringt die Nachrüstung mit MCS-Ladepunkten Herausforderungen bei der Netzkapazität mit sich, doch viele praktische und logistische Fragen – etwa Standortsuche, Parkflächen oder Gebäudeinfrastruktur – müssen nicht erneut gelöst werden.

 

Wird MCS CCS ersetzen?

Nein. Alles deutet darauf hin, dass sowohl CCS- als auch MCS-Ladepunkte verfügbar sein werden, sodass Kunden je nach Zeit- und Kostenpräferenz wählen können. Für Lkw-Besitzer, die nicht die Geschwindigkeit und Ladeleistung von MCS benötigen, bleibt CCS eine praktikable Lösung.

 

Da es zudem kostengünstiger ist, CCS-Ladestationen zu bauen, werden Infrastrukturanbieter abwägen müssen, ob sie in mehrere CCS-Ladegeräte oder in einige wenige MCS-Ladegeräte investieren. Wahrscheinlich werden die meisten Ladestationen künftig eine Mischung aus beiden Systemen anbieten. Das Aufkommen von MCS-Ladepunkten schafft jedoch eine alternative Lösung für Unternehmen, die mit herkömmlichen CCS-Systemen nicht auf Elektrobetrieb umsteigen können.

 

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