Ein effizienter, erneuerbarer Kraftstoff, der aus Lebensmittelabfällen und anderen Abfallprodukten hergestellt wird, mag zu schön klingen, um wahr zu sein – aber genau das ist flüssiges Biogas, oder Bio-LNG. Warum also wird er in Diskussionen über mögliche alternative Kraftstoffe für Lkw so wenig beachtet?
Welche Kraftstoffe werden Diesel ersetzen? Wir bei Volvo Trucks sind seit langem der Meinung, dass es keine Patentlösung gibt, die es der gesamten Transportbranche ermöglicht, den Kohlenstoffausstoß zu reduzieren. Wahrscheinlicher ist, dass wir eine Reihe von Alternativen entwickeln werden, darunter batterieelektrische Antriebe, Wasserstoff-Kraftstoffzellen und Verbrennungsmotoren, die mit erneuerbaren Kraftstoffen wie Biodiesel und HVO betrieben werden – und eben auch LNG/Bio-LNG.
Jeder Kraftstoff hat seine eigenen Vor- und Nachteile. Welcher Kraftstoff für Sie am besten geeignet ist, hängt nicht zuletzt von den Umständen und Betriebsbedingungen ab. Für einige Unternehmen könnte Bio-LNG die beste Lösung sein. Da die weltweite Biomethanproduktion zunimmt und die LNG-Tankstellennetze erweitert werden, wird Bio-LNG zunehmend zu einer praktikablen Alternative.
Bio-LNG wird aus organischen Abfällen hergestellt, darunter Lebensmittelabfälle aus Haushalten, landwirtschaftliche und industrielle Abfälle sowie Gülle, Klärschlamm und Abwasser. Einfach ausgedrückt, werden die Abfallstoffe aufgespalten und gereinigt, um Biomethan zu erzeugen. Dieses wird dann auf etwa -160 °C abgekühlt, wobei es kondensiert und sich verflüssigt, um Bio-LNG zu erzeugen.
Bio-LNG ist chemisch gleichwertig mit herkömmlichem LNG. Er liefert die gleiche Leistung und kann in den gleichen Fahrzeugen sowie der gleichen Betankungsinfrastruktur verwendet werden. Da es jedoch aus organischen Abfällen und nicht aus fossilem Erdgas hergestellt wird, ist es als Kraftstoffquelle im Fahrzeugbetrieb („Tank-to-Wheel“) erneuerbar und kohlenstoffneutral einsetzbar.
Wenn das Biogas aus Gülle gewonnen wird, kann der Produktionsprozess sogar negative CO2-Emissionen von bis zu 200 % („Well-to-Wheel“) erzeugen.* Das liegt daran, dass nicht nur die Freisetzung von Kohlenstoff aus der Verbrennung fossiler Kraftstoffe verhindert wird, sondern auch die Freisetzung von Methan in die Atmosphäre, das normalerweise bei der Lagerung und Verarbeitung von Gülle entstehen würde, verhindert wird. Mit anderen Worten: In diesem Szenario könnten die Nettoemissionen eines Lkw mit Gasantrieb die Emissionen von zwei Diesel-Lkw ausgleichen.
Außerdem trägt Bio-LNG zu einer Kreislaufwirtschaft bei, da es Abfallstoffe nutzt und die übrig gebliebenen Gärreste als Dünger verwendet werden können. Es zudem lokal produziert werden, wodurch CO2-Emissionen durch den Transport vermieden werden.
Bis vor Kurzem haben die geringe Produktion und das unzureichende Tankstellennetz für Lkw mit Gasantrieb das Potenzial von Bio-LNG beschränkt. Dies ändert sich jedoch gerade.
Die EU will im Rahmen ihres REPowerEU-Plans die Biomethanproduktion bis zum Jahr 2030 auf 35 Milliarden Kubikmeter (bcm) steigern. Seit dem Jahr 2023 beträgt die kombinierte Biomethan- und Biogasproduktion bereits bis zu 22 bcm. (Der gesamte Erdgasverbrauch der EU betrug im Jahr 2023 295 bcm.) In den USA verzeichnet die Produktion von Biogas seit drei Jahren ein Rekordwachstum, wobei die Bio-LNG-Produktion über 90 % aller neuen Projekte des Jahres 2023 ausmachte. Auch China strebt bis zum Jahr 2030 an, 20 bcm Biogas zu produzieren.
Derzeit gibt es 780 LNG-Tankstellen in Europa, die bei steigender Produktion vollständig mit Bio-LNG kompatibel sind. Auch in China und Indien ist ein starkes Wachstum bei Lkw mit Gasantrieb als Alternative zum Diesel zu beobachten. Es wird zudem davon ausgegangen, dass in den kommenden Jahren ein größeres Tankstellennetz entstehen wird.
Der Vorteil eines Lkw mit Gasantrieb ist, dass er die gleiche Reichweite und die gleichen Tankzeiten wie ein herkömmlicher Dieselmotor bietet. Die Fahrzeuge von Volvo Trucks mit Gasantrieb bieten zum Beispiel die gleiche Leistung und das gleiche Drehmoment wie ihre Diesel-Pendants und erreichen Reichweiten von bis zu 1.000 km.
Wenn sie mit herkömmlichem, fossilem LNG betrieben werden, können die CO2-Emissionen von Lkw mit Gasantrieb im Vergleich zu Diesel um etwa 20 % und mit Bio-LNG um bis zu 100 % gesenkt werden.
Auch wenn Bio-LNG bisher nur begrenzt verfügbar ist, sollten Sie, wenn Sie Zugang zu einer der immer zahlreicher werdenden LNG-Tankstellen auf Ihren Routen haben, bereits jetzt von Diesel auf Gas umsteigen können. Dies führt zu einer sofortigen CO2-Reduzierung Ihres Betriebs.
Langfristig wird mit der zunehmenden Verfügbarkeit von Bio-LNG ein nahtloser Wechsel von herkömmlichem LNG möglich sein, da dieselben Fahrzeuge und Tankinfrastrukturen für beides genutzt werden können. Sie lassen sich sogar mischen. Shell investiert beispielsweise massiv in die Produktion von Bio-LNG und bietet derzeit in den Niederlanden und Deutschland eine Bio-LNG-Mischung an, wodurch eine durchschnittliche CO2-Reduktion von rund 30 % möglich ist.
Im Laufe der Zeit kann der Anteil von Bio-LNG in der Mischung allmählich erhöht werden, was schließlich die Tank-to-Wheel-Emissionen gegen null führt. Für einige Lkw-Betreiber könnte dies der einfachste und effizienteste Weg zum CO2-neutralen Lkw-Verkehr sein. Für die Branche ist es möglicherweise außerdem ein bedeutender Schritt auf dem Weg zur nachhaltigeren Wirtschaft.
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